„Die Geburt ist das einzige Blinddate, bei dem Du Dir sicher sein kannst, dass Du die Liebe deines Lebens treffen wirst“, dieser Spruch erklärt ganz genau, worauf Ihr Euch freuen könnt. Eine gewisse Verbundenheit und das Gefühl der Fürsorge für das Baby wächst schon im Mama´s Bauch, aber wenn das Kleine geboren wird und Ihr in seine Augen seht, seid Ihr einfach verloren.
Das regelmäßige Stillen gibt dem Baby das Gefühl, dass seine Bedürfnisse zuverlässig und einfühlsam erfüllt werden, was somit Vertrauen und Sicherheit aufbaut. Jedoch ist nicht jedes Stillen ein Ruf nach Nahrung, sondern beruhigt den Säugling, gibt ihm Trost und lässt Stress schneller abbauen. Diese emotionale Verbundenheit wird durch den engen Hautkontakt zwischen Mutter und Kind mit jedem Stillen zunehmend gestärkt und beweist dem Säugling wieviel Sicherheit zwischenmenschlich aufgebaut werden kann. Damit wird der Grundstein für die eignen späteren Beziehungen des Säuglings gelegt.
Welche Hormone helfen beim Aufbau der Bindung?
Bereits mit dem Einsetzen der Wehen wirkt ein ganzer Hormoncocktail auf den Körper der Mutter und des Säuglings:
- Endorphine lassen die Schmerzen besser ertragen
- Katecholamine reduzieren den Stress und wecken Mutter und Kind regelrecht auf
- Oxytocin löst Liebes- und Glücksgefühle aus und fördert die feste Verbundenheit zwischen Mutter und Kind. Die Oxytocinausschüttung ist zu keinem Zeitpunkt des mütterlichen Lebens höher, als direkt nach der Geburt.
Damit beginnt die sensible Bindungsphase schon in einem frühen Stadium der Geburt und wird mit jedem weiteren Haut-zu-Haut-Kontakt enger und enger. So gewinnen Mutter und Kind immer mehr an Halt, Sicherheit, Zufriedenheit und ein Gefühl für die Bedürfnisse des kleinen Säuglings.
Welche Vorteile hat das Früh-Bonding?
In den ersten Lebensstunden des Neugeborenen profitiert nicht nur die Mutter-Kind- Bindung durch diese physische Nähe beim Bonding, sondern auch die Gesundheit des Babys, der Mutter und auch die Milchbildung wird angetrieben:
- Vorteile beim Neugeborenen:
- Temperaturstabilisierung
- Blutzuckerstabilisierung
- Atemstabilisierung (weniger Adaptionsstörungen)
- Stressreduzierung, Neugeborenes weint weniger
- Vorteile bei der Mutter:
- Weniger Schmerzen
- Weniger Erschöpfung
- Schnell wachsendes Verständnis gegenüber den Bedürfnissen des Neugeborenen
- Sicherheit im Handling mit dem Neugeborenen
- Schlafunterbrechungen werden als „nicht schlimm“ empfunden
- Milchbildung:
- Hohe und regelmäßige Ausschüttung der Stillhormone Prolaktin und Oxytocin lassen das Kolostrum (erste Milch) fließen
- Durch das Bonding hat das Neugeborene immer ungehinderten Zugang zur Stimulation der Brust und zum Trinken des Kolostrums
- Darmperistaltik wird gefördert, Mekonium (= „Kindspech“) wird regelmäßig ausgeschieden, geringes Risiko der Hyperbilirubinämie (=„Gelbsucht“) und weniger Gewichtsverlust in den ersten Tagen
- Frühes Erreichen der initialen Brustdrüsenschwellung (= „Milcheinschuss“)
- Je häufiger die Brust stimuliert wird, umso mehr Rezeptoren werden mit Prolaktin besetzt und das wiederum erhöht die Chance für eine ausreichende und langanhaltende Milchbildung
Papa-Kind-Bindung
Auch wenn es beim Papa keinen „Milcheinschuss“ fördert, ist es trotzdem für ihn wichtig regelmäßig das Bonding durchzuführen. Sogar bei unseren männlichen Elternteilen wird durch den engen Haut-zu-Haut-Kontakt mit ihrem Nachwuchs, eine hormonelle Veränderung beobachtet: Der Testosteron- Anteil fällt nachweislich und die Väter werden sensibler und empfänglicher für die Bedürfnisse des Säuglings und der Mama.
Praktische Tipps zur Förderung der Bindung durch Stillen
- Ruhe und Fokus: Versucht, während des Stillens eine ruhige Umgebung zu schaffen, um die Interaktion und den Kontakt zu maximieren.
- Blickkontakt und Lächeln: Fördert während des Stillens aktiv den Blickkontakt und lächelt Euer Baby an, um die emotionale Verbindung zu vertiefen.
- Haut-zu-Haut-Zeit: Nutzt jede Gelegenheiten für zusätzlichen Haut-zu-Haut-Kontakt außerhalb des Stillens, um die Bindung weiter zu fördern.
- Geduld: Seid geduldig mit eurem Baby und mit Euch selber, denn Ihr müsst Euch erst kennenlernen und in Eure neuen Rollen finden
Wenn das erste Bonding nicht wie gewünscht stattfinden konnte
Leider verläuft nicht jede Geburt komplikationslos und nicht jedes Eltern-Kind-Paar kann von Anfang an bonden. Bei folgenden Maßnahmen kann sich die Ausschüttung der körpereigenen Hormone ein wenig verzögern:
- Postnatale Trennung von Mutter und Neugeborenen
- Peridual Anästhesie (PDA)
- Hohe Infusionsgaben
- Intravenöse Schmerzmittel
- Sectio caesarea (=Kaiserschnitt)
- Frühgeburt
- Komplikationen der Plazentageburt
Diese Maßnahmen sind jedoch häufig lebensnotwendig und sollten immer zum Schutz der Gesundheit von Mutter und Kind im Vordergrund stehen.
In solchen Fällen sollte das Bonding immer so schnell und so oft wie möglich nachgeholt werden. Viele Krankenhäuser unterstützen bereits dieses Vorgehen intensiv, weil die Vorteile des Bondings, bzw. Känguruhings, für Mutter und Kind deutlich erkennbar sind.